Saarbrücken (20.09.2012) – Es geht los! Die Strecke ist geplant und schon geprüft und für gut befunden. Am Montag, 24. September, hat der Staatssekretär im Saarländischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr, Jürgen Barke, um 10.30 Uhr an der LPG-Betriebstankstelle auf dem HTW-Gelände an der Goebenstraße in Saarbrücken die Startflagge für die 1000-Kilometer-Tour des Projektes S1000plus gehoben. „Die Entwicklung nachhaltiger Antriebstechniken ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft. Das Saarland ist mit seinen Hochschulen bundesweit mit an der Spitze von Forschung und Entwicklung. Wir wollen gemeinsam die Mobilität weiterentwickeln und ökologisch voranbringen“, betonte Staatssekretär Barke.
Auf zehn Abschnitten fahren verschiedene Journalisten von Fach- und Tageszeitungen sowie einem Fernsehsender das Versuchsfahrzeug und berichten anschließend darüber. Die Strecke führt von Saarbrücken über Hermeskeil zunächst nach Waldesch bei Koblenz. An den nächsten Tagen geht es dann über Königswinter, Bergisch-Gladbach, Mettmann, Hamm, Stukenbrock-Holte, Hannover-Garbsen, Minden und Osnabrück nach Münster. Hier wird das Versuchsfahrzeug nach über 1000 Kilometern am Freitag, 28. September, gegen 15 Uhr an der Westfalen-Tankstelle Happe, Schifffahrter Damm 511, erwartet.
Journalisten sind nicht gerade bekannt dafür, zimperlich und spritsparend mit Testwagen umzugehen. Das legt die Latte höher, entspricht aber genau der Philosophie von Automotive Powertrain. Die Forschungen und Entwicklungen sind stets auf die Praxis ausgerichtet. Entsprechend stand auch vom ersten Tag im Lastenheft, dass die volle Alltagstauglichkeit erhalten bleiben muss und somit das Kofferraum-Volumen nicht angetastet wird.
Das Projekt des Instituts Automotive Powertrain unter der Leitung der Professoren Dr.-Ing. Thomas Heinze und Dr.-Ing. Harald Altjohann ist sehr ambitioniert, handelt es sich doch bei der Großraumlimousine um einen Direkteinspritzer der neuesten Generation. Eine Autogas-Saugrohreinspritzung – wie sie einige Umrüster anbieten – kam für Prof. Heinze nicht in Frage. Es wäre für ihn ein technischer Rückschritt gewesen. Entsprechend waren neue Herausforderungen zu meistern, die in der Entwicklung eines eigenen Autogas-Systems mündeten. Alle Probleme sind gelöst. Die Fahrt kann starten.
Das Versuchsfahrzeug fährt monovalent, also auch in der Startphase mit Autogas. Das erlaubt eine Optimierung der Motorsteuerung auf Deutschlands Alternativkraftstoff Nr. 1, der mit 107 Oktan eine deutlich höhere Klopffestigkeit als Benzin aufweist. Auch die Getriebeübersetzung in den Gängen 4 bis 6 konnte an den höheren Wirkungsgrad angepasst werden, was sich positiv auf den Verbrauch auswirkt. So wurde zum Beispiel im 6. Gang bei gleicher Geschwindigkeit eine Drehzahlverringerung von 17 Prozent erreicht.
Größte Schwierigkeit im Projekt war die Dampfblasenbildung bei heißem Motor. Sie wurde mit einer eigenen und zum Patent angemeldeten Kühlung für die serienmäßige Kraftstoff-Hochdruckpumpe gelöst. Damit ist es möglich, auch direkteinspritzende Benziner zum Beispiel der Marken BMW und Mercedes auf LPG umzurüsten. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Verbindung der drei Kraftstofftanks, die sämtlich unterflur platziert sind. Da Autogas unter Druck von ca. 8 bar steht, bedarf es einer umfangreichen Steuerung, um den Kraftstoff zuverlässig und vollständig in den hinteren Tank zu pumpen, von wo aus er zur originalen Peugeot-Hochdruckpumpe am Motorblock gefördert wird. Gleichzeitig gibt es diverse Rücklaufleitungen, über die überschüssiges Autogas in die Tanks zurücktransportiert wird. So entsteht nebenbei ein weiterer Kühleffekt, der der Dampfblasenbildung entgegenwirkt.
Wie wichtig den Hochschul-Mitarbeitern die Alltagstauglichkeit ist, zeigt sich in der Tankanzeige. Fünf kleine LED-Anzeigen sind bei den meisten Autogassystemen Standard – und das bei nur einem Tank. Trotz des komplexen Systems mit drei Kraftstoffbehältern erfolgt die Anzeige beim Versuchsfahrzeug wie vom Benziner gewohnt im viel genaueren Zeigerinstrument.
In einem „Test-Tagebuch“ kann die Rekordfahrt ab dem 24. September abends unter www.projekt-s1000plus.de im Internet verfolgt werden.