(24.11.2011) Tieferlegen – na klar, das kennt man. Von Manta, Golf GTI und Co. Höherlegen geht auch, wird gern bei SUV und Geländewagen gemacht. Oder ganz abgedreht bei so genannten Showcars. Deren Zweck es längst nicht mehr ist, bequem von A nach B zu kommen. Doch was hat das Ganze mit dem Projekt S1000plus zu tun?
Das Versuchsfahrzeug des Projektes, ein Peugeot 5008, wurde jetzt in der Fahrzeughalle des Instituts Automotive Powertrain ein Stück höhergelegt. Durch das Gewicht der neuen Autogas-Tanks und ihres künftigen Kraftstoffinhaltes gibt es ein stärkeres Einfedern während der Fahrt. Aber auch die Montage der Kraftstoffbehälter am Unterboden des Peugeot 5008 machen es notwendig, das Serienfahrwerk zu modifizieren. So muss der Abstand der LPG-Tanks von der Fahrbahn mindestens 200 Millimeter betragen, um den Segen der Gutachter bei der Gassystemeinbauprüfung (GSP) zu bekommen. Und da kennt auch die KÜS als Projektpartner kein Pardon.
Zum Einsatz kommen nämlich so genannte Matratzentanks, die es in Europa praktisch noch gar nicht gibt. Entsprechend ist die HTW auf die beim Hersteller in Australien üblichen Einbautiefen von 22 Zentimetern angewiesen. Wenn die Tanks künftig auch hierzulande eingebaut werden, könnten sie flacher produziert werden und ein Höherlegen des Fahrzeugs wäre nicht zwingend nötig. „Matratzentanks sind im Prinzip hinsichtlich der Bauräume viel flexibler als bisherige Rundtanks“, schwärmt Prof. Harald Altjohann. Das könnte Autogasumrüstungen noch attraktiver machen.
Noch ist das Zukunftsmusik. Und so war als erster Schritt der Einbau neuer Fahrwerksfedern nötig, die in ihrer Federkennlinie auf die Gewichtssteigerung angepasst sind und gleichzeitig ein Plus an Bodenfreiheit bieten. Durch eine frühere Forschungskooperation der Goldschmitt techmobil AG mit der HTW war schnell ein Spezialist gefunden, der bei der Auswahl der Federn gerne Unterstützung leistete. Goldschmitt beschäftigt sich unter anderem mit dem Umbau von Wohnmobilen, wobei auch die Fahrzeugauflastung und die Anpassung des Fahrwerks eine wichtige Rolle spielen.
Durch die geänderten Fahrwerksfedern konnte ein Zuwachs an Bodenfreiheit um ca. 4 cm erreicht werden, der dem Einbau der endgültigen Tankkonfiguration zugutekommen wird. Der Einbau der Federn ist allerdings nur ein erster Schritt. Angedacht ist ein adaptives Fahrwerk, das sich selbständig an Beladungs- und Fahrsituationen anpasst. „Das macht bei derartigen Fahrzeugen ohnehin Sinn, auch ohne die Umrüstung auf Autogas“, erläutert Michael Fries, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Automotive Powertrain. Durch die Auslegung auf bis zu sieben Personen oder den großen Kofferraum könne auf der Hinterachse ein großes Gewicht liegen.